16.06.2025rss_feed
Mieterbund Podiumsdiskussion
© Benjamin Westhoff

Wohnen in Bonn
Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidierenden


Der Deutsche Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e.V., hatte am 13. Juni 2025 die Kandidierenden zu Oberbürgermeisterwahl in Bonn zu einer Podiumsdiskussion geladen.

Am 14. September 2025 dürfen die Bonnerinnen und Bonner darüber entscheiden, wer in den nächsten Jahren als Oberbürgermeisterin bzw. Oberbürgermeister die Stadtverwaltung leiten wird. Gleichzeitig wird der Rat der Bundesstadt Bonn neu gewählt.

Die Vorsitzende des Bonner Mieterbund Magdalena Möhlenkamp sagte in Ihrer Eingangsrede: Wir Bonner Mieterinnen und Mieter blicken gespannt auf diesen Termin. Die kommunale Ebene schafft weite Teile der Rahmenbedingungen für das Bauen und Wohnen in unserer Stadt.

Die Kommune entscheidet im Rahmen der Bauleitplanung was und wo gebaut werden kann oder soll. Hinter dem sperrigen juristischen Ausdruck verstecken sich dabei zahlreiche Konzepte mit denen Wohnraumfragen unserer Zeit begegnet werden kann.

Daneben betreiben die Kommunen aktive Bodenpolitik. Auch, aber nicht ausschließlich über Flächen, die bereits im Eigentum der öffentlichen Hand stehen. Über ihre Beteiligungen an Wohnungsbaugesellschaften sind Kommunen zudem selbst Marktakteuer. Last but not least funktioniert die Aktivierung von Landes- und Bundesförderungen nur durch Engagement der kommunalen Ebene.
Es gibt also genügend Gestaltungsspielräume und gute Gründe für die Mieterinnen und Mieter in unserer Stadt einen genauen Blick auf die Pläne und Programme der Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters zu werfen.
Denn neben den Gestaltungsspielräumen sind die Probleme allen bekannt: Es fehlen Tausende Wohnungen und die Kaltmieten stiegen in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt um 12 Prozent.

Der Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e.V. ist die Stimme von rund 24.500 Mieterhaushalten. Für uns ist es sehr wichtig zu erfahren, wie die Vorschläge und Antworten der Kandidierenden 2025 zu der zentralen Frage lautet, wie es gelingen kann, künftig ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum in der Stadt sicherzustellen, wie konkrete erste wohnungspolitische Maßnahmen bei einer Ratsmehrheit aussehen würden und mit welchem Wunschpartner die Kandidierenden diese umsetzen würden.

Den Fragen der Vorsitzenden und des Publikums stellten sich im großen Saal des Universitätsclubs Bonn die amtierenden Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Bündnis90/Die Grünen), Guido Déus, MdL (CDU), Jochen Reeh-Schall (SPD), Dr. Michael Faber (Die Linke), Johannes Schott (Bürgerbund Bonn) und Petra Nöhring (FDP).

Einig waren sich die Oberbürgermeister-Kandidierenden der demokratischen Parteien, dass Bonn eine attraktive und boomende Stadt ist, die Unternehmen, Behörden und internationale Organisationen anzieht und damit auch ihre häufig gut bezahlten Mitarbeitenden. Aber soll Bonn auch wachsen, und wenn ja, wie? Spätestens an dieser Stelle wurden die Unterschiede deutlich.

Während sich Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) und die Kandidaten Guido Déus (CDU), Jochen Reeh-Schall (SPD) und Michael Faber (Linke) in der von der DMB-Vorsitzenden Magdalena Möhlenkamp fachkundig moderierten Runde klar zum Wachstum und damit auch zum dringend benötigten Neubau bekannten, betonte Petra Nöhring (FDP) die Potenziale, die ihrer Auffassung nach z.B. in der Umnutzung von nicht benötigten Büroimmobilien liegen oder auf dem Areal des derzeitigen Stadthauses ausschließlich Wohnungen bauen.
Eine klare Absage erteilte BBB-Oberbürgermeisterkandidat Johannes Schott der weiteren Wohnraumentwicklung auf neuen Flächen: Seiner Auffassung nach solle der Behebung des Leerstands auch bei städtischen Immobilien Vorrang eingeräumt werden.

Jochen Reeh-Schall von der SPD betonte, dass der Zuwachs von mehreren 10.000 Bürgerinnen und Bürger, die aufgrund von Zuzug, aber auch durch natürliches Wachstum erwartet wird, sich nicht im Bestand auffangen lässt und auch nicht durch Einfamilienhaus-Siedlungen, sondern nur durch konsequenten und überdies preiswerten Geschosswohnungsbau. Schließlich hätten rund die Hälfte aller Bonnerinnen und Bonner mittlerweile ihren Einkommensverhältnissen nach einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein, schon aus dieser Menge an Wohnungssuchenden ließe sich im öffentlich geförderten Wohnungsbau eine gute Durchmischung erreichen.

Guido Déus von der CDU teilte zwar den Ansatz, dass es verstärkte Flächenentwicklung braucht, legte aber beispielsweise mit Blick auf das Rosenfeld in Buschdorf dar, dass nach Auffassung seiner Partei auch Eigentumsmaßnahmen im Ein- und Zwei-Familien-Haus-Segment weiterhin Raum brauchen.

Diesen Gedanken verwarf Dr. Michael Faber von den Linken vollständig; dafür sei schlicht kein Raum in unserer Stadt. Er betonte überdies, dass neben der Wohnraumentwicklung auch die Wohnungsmarktregulierung notwendig sei. Hierzu habe die aktuelle Ratsmehrheit aus Grünen, SPD, Linken und Volt bspw. Milieuschutzsatzungen beschlossen und Initiativen zur Leerstandsbekämpfung beschlossen. Er verwies auch auf die bald kommende Mietwucher-APP der Fraktion der Linken, die bereits in neun Städten, auch bald in Bonn, mit großem Erfolg eingesetzt wird.


Auch Katja Dörner stellte die bisherigen Beschlüsse der Ratskoalition heraus, zu denen auch die Verschärfung des Bonner Baulandmodells, das die Schaffung von öffentlich gefördertem Wohnraum bei neuem Planungsrecht vorsieht, zählt. Zudem habe sie Initiativen ergriffen, um das Thema Wohnen dezernats- und ämterübergreifend in der Stadtverwaltung zu bündeln und damit mehr Schlagkraft zu verleihen.

Auf Nachfrage von Mieterbund-Geschäftsführer Peter Kox, ob mit Blick auf die Flächen, die die Ratsmehrheit kürzlich zur weiteren Entwicklung beschlossen hatte, das Ende der Fahnenstange schon erreicht sei, betonten alle Vertreter des wachsenden Bonn, dass dies mitnichten der Fall sei. Deutlich wurde dabei indes, dass die bestehenden Flächenkonflikte v.a. zwischen Wohnungsbau und Naturschutz durchaus unterschiedlich gewichtet wurden.

Magdalena Möhlenkamp stellte abschließende fest, dass die Diskussion deutlich machte, dass dem Thema Wohnen eine unterschiedliche Bedeutung beigemessen wurde, jedoch fast alle Kandidierenden der Meinung sind, dass bezahlbarer Wohnraum wichtig für die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist.


Bernhard von Grünberg

bernhard@von-gruenberg.de